Montag, 23. April 2007

Paul Klee

Heute war ich mit meiner kleinen Tochter im Fotokopierladen um die Ecke.
Da steht - sehr geschäftig und konzentriert - diese zierlich gebaute, sehr niedliche blondgelockte Frau. Sehr hübsch, denke ich und pirsche mich ran.


Ich breite ihr gegenüber meine Unterlagen aus und sortiere nochmal meine strategische Vorgehensweise im Kopf aus, da kommt - verdammt! ihr Typ in den Laden. Motoradhelm auf dem Kopf. Einen halben Kopf grösser als ich und wohl recht gutaussehend, soweit ich das beurteilen kann.


Er gibt ihr einen Kuss, sie reden kurz und er verschwindet gleich wieder.
Das war´s dann wohl denke ich. Aber halt!
Der kluge Mann baut vor.
Vielleicht will es das Schicksal ja mal, dass man sich irgendwann unter anderen Vorzeichen trifft.
Und obwohl ich den meisten Menschen, das beste gönne: Vielleicht ist dieser Typ irgendwann einmal nicht mehr da, und ich habe jetzt, wenn ich sie anspreche, einen Bezugspunkt für ein Gespräch dass sich irgendwann einmal für die Zukunft ergibt.
Also entscheide ich mich dafür sie mal ganz unverbindlich anzusprechen. Nur allein schon, um ein bisschen in Übung zu bleiben.


Die Mappen und Unterlagen, die sie da kopiert, sind Kunstdrucke und das ist ein gewisser Vorteil für mich, da ich ja auch ganz gerne mal den Schöngeist gebe.
Ich stelle mich also neben sie, weil der Papierschneider selbstverständlich nur von ihrer Seite aus betätigt werden kann.


Ich habe natürlich auch nichts zum schneiden da, aber ich schneide trotzdem irgendwas.
"Künstlerin, hmm?" frage ich als ich neben ihr stehe. "Ja, ich studiere Kunst auf Lehramt und habe morgen eine Prüfung, aber ich glaube ich habe mir das falsche Thema ausgesucht." sprudelt es aus hier heraus.
Aha, vielleicht ist sie einfach nur ganz allgemein eher mitteilungsbedürftig, vielleicht aber ist sie auch nur von einer allgemeinen Unruhe besetzt wegen der Prüfung morgen, und teilt mir DESHALB mehr mit, als ich jetzt eigentlich erwartet habe.
" Welches Thema denn?" Ich frage so, als würde ich etwas davon verstehen.
"Max Ernst", sagt sie. "Der ist aber ein zu sehr auf den kontrollierten Zufall ausgerichteter Künstler, deshalb war der wohl für mich die falsche Wahl"
Ach so, das ist der Grund ihrer offensichtlichen Unsicherheit, die sie jederman gegenüber offenbar so kommunikativ macht.
Aber vielleicht ist sie ja auch einfach nur nett, bzw. findet mich nett genug um zu antworten. Nett finde ich sie auf jeden Fall schon mal... .
Und was deine falsche Themenauswahl betrifft, Süsse: Ich könnte dir wirklichen Trost und wahrhaften Zuspruch geben wegen morgen... .

"MEIN Lieblingsmaler ist Paul Klee", sage ich zu ihr. "Ja genau!" sagt sie, "DEN hätte ich nehmen sollen oder Picasso".
Das ist das Stichwort, aber ich denke immer noch an den Typen mit dem ich sie vorhin gesehen habe.
Hätte ich den nicht gerade zu Gesicht bekommen, fällt mir gerade ein, würde ich jetzt genau in diesem Moment dieses Thema auf´s aller Äusserste breittreten.
Ich würde ihr genau JETZT von Paul Klee, Bauhaus, Kubismus oder sonstwas erzählen, damit sie mir an den Lippen klebt.
Aber wegen diesem Typen - ihrem Freund - entferne mich irgendwie bereits innerlich von ihr.
"Dann wünsche ich dir viel Erfolg morgen".
"Danke", sagt sie, lächelt mir zu, dreht sich um und geht.
Ich schaue ihr noch hinterher... .
Max Ernst hin, Paul Klee und expressionistischer Kubismus her: Die hat aber einen ganz beachtlich schönen Hintern, denke ich.

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